„Chatty, gib mir das Bild in besserer Qualität!“ – Wie Schüler*innen KI-generierte Bilder in Präsentationen nutzen
„Ach, das ist halt KI.“ So kommentierte eine Schülerin in der Präsentationsakademie vor dem Bundesfinale eine KI-generierte Infografik. Dabei winkte sie mit der Hand ab. Denn in dieser Infografik, zusammengesetzt aus Piktogrammen und Schlagworten, waren die Schlagworte weder passend noch richtig geschrieben. Das zeigt, mit welchem KI-Mindset Schüler*innen mitunter in die Vorbereitungen zur Finalpräsentation zum Thema „Universum“ gehen.
KI im Wettbewerb
Immer mehr Schüler*innen und Lehrkräfte nutzen KI. Denn noch nie war es einfacher, kostenfreie KI-Tools wie ChatGPT in den Alltag zu integrieren. Dabei wird die kompetente und kritische Nutzung von KI-Tools immer mehr in den Fokus gerückt. Diese Entwicklung berücksichtigen wir auch bei Jugend präsentiert. Im Bundesfinale war die Nutzung von KI-Tools unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Dabei galten klare Regeln, um deutlich zu machen, dass es sich um eine Mensch-Maschine-Zusammenarbeit handelte: Im Quellenverzeichnis musste das verwendete KI-Tool, dessen Zweck und die Prompts konkret angegeben werden. Zudem war die 1:1 Übernahme von KI-generierten Texte verboten.

KI-Nutzung der Teilnehmenden deutlich gestiegen
Um herauszufinden, welche Rolle KI in der Präsentationsvorbereitung und -erstellung im diesjährigen Wettbewerb spielte, führte das Jugend präsentiert-Team eine Umfrage unter den Schüler*innen durch. Insgesamt nahmen 51 der 117 Finalist*innen anonym daran teil. Die Ergebnisse wurden anschließend mit den Daten unserer Umfrage aus dem Wettbewerbsjahr 2023 verglichen, was nicht nur spannende Erkenntnisse zum Nutzungsverhalten der Schüler*innen, sondern auch Rückschlüsse auf Entwicklungen zuließ.
Die Auswertung der Evaluation zeigte: Jede*r Zweite gab an, KI-Tools in der Präsentationsvorbereitung für das Bundesfinale verwendet zu haben. Damit hat sich die Nutzung im Vergleich zur Umfrage aus dem Jahr 2023 deutlich erhöht. 2023 nutzte lediglich etwa jede*r Siebte KI-Tools für die Präsentationsvorbereitung. Vor dem Hintergrund, dass KI-Funktionen zunehmend in Suchmaschinen oder Präsentationsprogrammen integriert sind, zeigt sich, dass sich der kompetente Umgang mit KI zu einem neuen wichtigen Bestandteil der Präsentationsvorbereitung entwickelte.
Vom Brainstorming bis zur Bildgenerierung
Aber wie genau nutzten die Teilnehmenden KI-Tools für ihre Präsentationsvorbereitung? Die Einsatzmöglichkeiten waren vielfältig: von Brainstorming, Recherche und Textzusammenfassungen über Formulierungshilfen und Feedback bis hin zur Bildgenerierung. Am häufigsten gaben die Schüler*innen an, KI für das Brainstorming zu nutzen. Das deutet darauf hin, dass die Teilnehmenden die von der KI generierten Inhalte nicht einfach übernehmen, sondern damit weiterarbeiten. Beispielsweise prüfen sie die Ergebnisse, denken sie weiter und passen sie für die Präsentation und ihre Fragestellung an. So entsteht ein ko-konstruktives Zusammenspiel mit der KI. Außerdem zeigte die Auswertung der Umfrage eine interessante Entwicklung bei der Bildgenerierung mit KI: Die Nutzung hat im Vergleich zu den letzten zwei Wettbewerbsjahren den stärksten Zuwachs erfahren, wenngleich sie insgesamt noch auf einem niedrigen Niveau ist.
Visuelle Hilfestellung durch KI-Bilder
Während in der Präsentationsakademie noch vereinzelt KI-generierte Infografiken in Präsentationsübungen eingesetzt wurden, fanden sich solche Beispiele im Finale selbst nicht mehr. Vielmehr lassen sich zwei Zielbereiche bei KI-generierten Bildern ableiten:
Der erste Zielbereich ist eine visuelle Professionalisierung der Folien mit KI-Tools, um sie ansprechender zu gestalten. Die Teilnehmenden erzeugten beispielweise Piktogramme (Prompt: „fröhlicher Astronaut auf dem Mars im Stil von Cliparts“), die als visuelle Anker für eine bessere Zugänglichkeit zu den Inhalten dienen sollen. Außerdem setzten die Schüler*innen auf eine Verbesserung der Bildqualität durch KI (Prompt: „Erstelle dieses Bild in besserer Qualität.“).
Der zweite Zielbereich waren KI-generierte Bilder, die als erklärende Visualisierungen in der Präsentation einen Mehrwert erzeugen sollten. Wenn beispielsweise eine ganz bestimmte Konstellation von Mond, Erde und Sonne für die Erklärung notwendig war und dabei die Perspektive des Mondes eingenommen werden sollte, wurde ein entsprechendes Bild mit KI-generiert. Die Umfrage zeigte, dass von durchschnittlich 17 gezeigten Bildern pro Präsentation nur ein bis zwei KI-generiert waren.

Handlungsempfehlungen zu KI in der Wissenschaftskommunikation
Die Ergebnisse der Umfrage und die Einblicke in die Praxis beim Jugend präsentiert-Wettbewerb zeigen, dass Schüler*innen bereits erste Chancen erkennen und nutzen, die in der KI-generierten Bilderzeugung für Präsentationen liegen. Damit greifen sie auch ähnliche Potenziale auf, wie sie derzeit in der Wissenschaftskommunikation diskutiert werden (Wissenschaftskommunikation.de).
Im Kontext der Wissenschaftskommunikation werden KI-generierte Bilder beispielsweise eingesetzt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen oder komplexe Inhalte anschaulich zu vermitteln. Folgende Projektbeispiele zeigen, wie so etwas in der Praxis aussehen kann: Das Bilderinstitut erstellte beispielsweise mithilfe von KI Porträts von Frauen in der Wissenschaft (Bilderinstitut). Oder es werden Bilder mithilfe von KI erstellt, die visualisieren, wie Städte mit Begrünung aussehen würden (Tagesschau.de).
Die beiden Beispiele zeigen, dass sich durch KI-genierte Bilder auch ein Mehrwert schaffen lässt. Das gelingt allerdings nur, wenn die Nutzung auch entsprechend transparent gemacht und eingeordnet wird. Hierfür gibt es Handlungsempfehlungen, etwa die von der Taskforce „KI in der Wissenschaftskommunikation“‚ die von Wissenschaftler*innen entwickelt und auf Initiative des Bundesforschungsministeriums herausgegeben wurde (Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt). Darin wird eine Kennzeichnungspflicht von KI-generierten Bildern und die passende Kontextualisierung sehr stark betont, um bestimmte Verzerrungen, unerwünschte Assoziationen oder fachliche Fehler in der Visualisierung zu vermeiden.
Auch im Wettbewerb von Jugend präsentiert sind das wichtige Kriterien und in der Praxis hat sich gezeigt, dass Schüler*innen bereits Hinweise auf ihren Folien platzieren, die beispielsweise betonen, dass die Abstände zwischen den Planeten nicht maßstabsgetreu sind. Damit wird deutlich, dass die Schüler*innen die Chancen der KI-Bildgenerierung bereits auf überlegte und reflektierte Weise im Wettbewerb nutzen. So kann ein dosierter, transparenter und kritischer Einsatz, mit passender Kontextualisierung, die Präsentation verbessern. Und sogar das Publikum begeistern, etwa wenn staunend festgestellt wird: „Oh, das ist mal ein ganz geschickter Einsatz von KI!“.