"Die Bühne gehört dir" – der Lab Day Grundschule 2025

Eine Frau steht an einem Tisch. Man sieht zudem den Rücken eines Mannes.
Wie kann man Kinder spielerisch für Performanz sensibilisieren? Dieser Fragestellung ging der Lab Day Grundschule nach.

Wie können Kinder lernen, selbstbewusst vor der Klasse zu stehen und etwas vorzutragen? Wie gelingt es ihnen, Blickkontakt zu halten, auf eine angemessene Lautstärke zu achten und das alles, während sie frei und verständlich präsentieren? Mit genau diesen Fragen startete der Lab Day von Jugend präsentiert Kids Ende Mai in Erfurt.  Das gemeinsame Ziel: Konkrete Materialien und Übungen zu entwickeln, die direkt im Unterricht eingesetzt werden können. Der Fokus lag dabei auf Körpersprache und Stimme beim Präsentieren.

Was den Lab Day ausmacht, ist die besondere Mischung an den drei Tagen der Zusammenarbeit: produktive Kollaboration, kreatives Entwickeln gemeinsamer Ideen und Übungen und gleichzeitig ein intensiver fachlicher sowie persönlicher Austausch unter Kolleg*innen. Die zwölf Teilnehmenden – allesamt Lehrkräfte der Grund- oder Förderschulen aus unserem Netzwerk in ganz Deutschland – brachten eigene Erfahrungen, Ideen und Neugierde mit nach Erfurt. Einige von ihnen hatten vorab bereits Projektideen zu Übungen und Materialien eingereicht. Für alle anderen bot der Einstieg in die Arbeitsphasen genügend Raum für spontane Inspiration.

In einer Arbeitsgruppe arbeiten mehrere Menschen.
"Die Bühne gehört dir" lautete das Motto des Lab Days.

Impulse aus der Forschungsstelle Präsentationskompetenz

Bevor es in die Arbeitsgruppen ging, gab es zunächst einen Impuls von Yvonne Wichan und Alena Simon von der Forschungsstelle Präsentationskompetenz der Universität Tübingen. Dieser widmete sich der Frage: „Wie kann man Kinder spielerisch für die performativen Aspekte des Präsentierens sensibilisieren?” Im Mittelpunkt standen dabei die Bereiche Blickkontakt und Betonung. “Zwei Aspekte, die bei gelungenen Präsentationen oft den Unterschied machen, aber gerade für Kinder eine Herausforderung darstellen”, erklärt Alena Simon. Kein Wunder, denn Präsentieren ist für sie häufig eine Ausnahmesituation, an die sie sich gewöhnen müssen und die mit Leistungsdruck verbunden ist.
Außerdem befinden sich Grundschulkinder in einer intensiven kognitiven und emotionalen Entwicklungsphase. Viele Fähigkeiten, die Präsentierende benötigen, sind noch im Aufbau.

Wie Lehrkräfte den Blickkontakt und die Betonung im Unterricht praktisch und niedrigschwellig fördern können, zeigten Alena Simon und Yvonne Wichan mit kleinen Übungen. Ohne Worte, lediglich mit Blicken, übten die Teilnehmer*innen zum Beispiel sich einen  Ball zuzuwerfen. Offene Blicke und Arme waren für das Fangen also Voraussetzung. Außerdem wurde ein und derselbe Satz auf die unterschiedlichste Art betont, um zu zeigen, wie Satzbedeutung durch Betonung verändert wird.

Pitchposter läutet Zusammenarbeit ein

Weiter ging es mit dem sogenannten Ideen-Pitch der Teilnehmenden: Innerhalb kurzer Zeit sollten die Lehrkräfte ihre Ideen auf einem großen Pitch-Poster zu Papier bringen und sie im Anschluss in zwei Minuten pointiert vor der Gruppe präsentieren. Das Pitchen bot den Teilnehmenden die Gelegenheit, sich gegenseitig neugierig zu machen, erste thematische Überschneidungen zu erkennen und auszuloten, wo sich eine Zusammenarbeit anbieten könnte.

In drei verschiedenen Räumen fand man sich in die jeweiligen Arbeitsgruppen ein. Themen waren “Eine Präsentation zur Einschulungsfeier – analog und digital”, “Kleine Präsentationsformate - ein sprachliches Gewand für Schüler*innen, die sich nicht trauen zu sprechen” sowie “Leitfäden und Spielesammlung”.

In einer Arbeitsgruppe arbeiten mehrere Menschen.
Die Lehrkräfte ließen die Ideen sprudeln.

Drei Phasen, viele Ideen

In insgesamt drei intensiven Arbeitsphasen entwickelten die Teilnehmenden ihre Ideen in Kleingruppen Schritt für Schritt weiter. Im Zentrum stand dabei stets die Frage: „Wie lassen sich Körpersprache und Stimme kindgerecht, alltagsnah und spielerisch vermitteln?” Das Ziel bestand darin, Materialien zu gestalten, die Kindern dabei helfen, diese oft abstrakten Bereiche auf natürliche Weise zu erleben – ohne Leistungsdruck, sondern mit Neugier und Spaß. Die Ergebnisse reichten von einer Sammlung von Alltagssituationen, in denen Kinder unterschwellig das Präsentieren üben können, über eine Spielesammlung bis hin zu einem Quiz, mit dem Kinder die verschiedenen Bereiche der Performanz kennenlernen können.

“Wir haben die Ideen sprudeln lassen”, sagt Antonia Adamek, Grundschullehrerin an der Gemeinschaftsschule am Roten Berg in Erfurt. Ihre Gruppe “Kleine Präsentationsformate” hatte zum Beispiel die Idee eines “Day-Managers” im Unterricht. Diese*r jeweilige Schüler*in ist dann verantwortlich dafür, zu präsentieren, wie die Gestaltung des Schultages aussieht und schließt auch den Tag mit einem mündlichen Abschluss. So könne jede*r mal Day-Manager sein und dies werde als Ritual, statt als Drucksituation aufgenommen.

Mehr als Arbeit: Netzwerken mit Blick auf Erfurt

Auch der Austausch kam nicht zu kurz – sowohl in den Arbeitsphasen als auch beim gemeinsamen Abendprogramm. Als gebürtiger Erfurter nahm unser Thüringer Landeskoordinator Falko Stolp, die Teilnehmenden mit auf einen abendlichen Spaziergang durch die Stadt. Dabei gab es zwischen Domplatz und Fachwerk nicht nur spannende Erklärungen, sondern auch kleine Anekdoten – zum Beispiel, dass der Erfurter Dom die größte freischwingende Glocke der Welt besitzt, die “Gloriosa”.

Am Ende stand – ganz in der Tradition von Jugend präsentiert – die Präsentation der Gruppenergebnisse. Vor den anderen Teilnehmenden stellten die Gruppen ihre Ideen vor und gaben erste Einblicke in die entwickelten Materialien. Diese stehen dem Grundschul-Netzwerk auf der Lernplattform im Lab Bereich zur Verfügung. Seien es die analogen Materialien, unter Anderem zum Handlettering und für Sketch-Notes oder die digitalen wie das Jugend präsentiert Kids-Quizz auf der Learningapp.