„Für die Erklärung einer komplexen Welt finden sich keine einfachen Antworten“ - Interview mit Florian Dormagen

Florian Dormagen beim Länderfinale Hamburg 2025

Florian Dormagen ist seit Februar neuer Landeskoordinator für die Hansestadt Hamburg und ist damit nun einer von insgesamt sechs Jugend präsentiert-Ansprechpartner*innen auf Landesebene für Lehrkräfte. Beim Länderfinale am Matthias-Claudius-Gymnasium in Hamburg am 26. April hat er sich bereits vorgestellt und auch direkt die Verkündung der Bundesfinalist*innen in Norddeutschland übernommen. Der Geographielehrer vom Gymnasium Othmarschen steckt somit schon mitten im Job eines Landeskoordinators, zu dessen Aufgabenbereich es auch gehört, bei der Umsetzung der Länderfinale zu unterstützen.

Im Interview erzählt er, warum er Landeskoordinator werden wollte, was er bewegen möchte und gibt zudem auch einen Master-Tipp für gute Präsentationen.

Herr Dormagen, was hat Sie daran gereizt, Landeskoordinator für die Hansestadt Hamburg bei Jugend präsentiert zu sein?

Florian Dormagen: Dem Angebot Landeskoordinator der Freien und Hansestadt Hamburg zu folgen, ist zweierlei Gründen geschuldet: Zum einen gibt es eine absolut konstruktive und wertschätzende Zusammenarbeit zwischen der Schulbehörde (vertreten durch unseren Wettbewerbsreferenten Thomas Bressau) und mir. Noch gewichtiger ist aber zum anderen das Programm von Jugend präsentiert selbst. Besonders die Aufbereitung von Inhalten und die Struktur des gesamten Materials für Trainings und Fortbildungen gefällt mir. Ich finde es für die Schüler*innen sehr wertvoll, dass die Qualität besonders hoch ist, weil das gesamte Portfolio der Jugend präsentiert-Materialien an der Universität Tübingen (Forschungsstelle Präsentationskompetenz) entwickelt wird.

Was begeistert Sie persönlich an Jugend präsentiert – und warum halten Sie das Thema Präsentationskompetenz gerade im naturwissenschaftlichen Bereich für wichtig?

Florian Dormagen: Für mich persönlich, ist es eine richtige Freude den Präsentationen der Schüler*innen zuzuhören. Ich konnte zuletzt live das Feuer in ihren Augen erleben, als ich als Juror beim Länderfinale der Bundesländer Bremen, Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern in Hamburg im Einsatz war. Das löst eine enorme Motivation in mir aus, meinen Beitrag als Landesbeauftragter dahingehend leisten zu dürfen, Schüler*innen auf ihrem Weg zu Präsentationsfreude und MINT-Begeisterung zu unterstützen.

Gerade die Naturwissenschaften leiden meiner Ansicht nach an der falschen Annahme, langweilig und spröde zu sein. Jugend präsentiert zeigt aber genau das Gegenteil. Komplexe Inhalte werden hier anschaulich und mitunter sehr unterhaltsam einem Publikum präsentiert. Damit bildet Jugend präsentiert die Jugendlichen zu Wissenschaftskommunikator*innen aus, die es verstehen, gegen populistische Tendenzen anzugehen, indem sie Fakten präzise für die Zivilgesellschaft aufarbeiten. Denn es ist nun mal so: Für die Erklärung einer komplexen Welt finden sich keine einfachen Antworten.

Ich möchte den Wettbewerb, der in Hamburg seit einigen Jahren auf einem stabilen Niveau etabliert ist, gerne noch weiter ausbauen und bekannter machen. Diese Herausforderung nehme ich in Zeiten hoher Arbeitsverdichtung und Belastung von Lehrer*innen gerade deswegen so gerne an, weil die Inhalte und das Material von Jugend präsentiert eine niedrigschwellige Entlastung für Lehrkräfte darstellt. Gelungenen Schüler*innen-Präsentationen zu erleben, bedeutet auf beiden Seiten enormes Motivationspotential.

Dafür ist es wichtig, das Netzwerk in Hamburg auszubauen, noch mehr Akteur*innen aus Schule, Behörde, und Forschung an den runden Tisch zu holen. Von all den genannten Akteur*innen erlebe ich gerade große Initiative, meine gesteckten Ziele zu erreichen.

Worauf freuen Sie sich besonders in diesem Wettbewerbsjahr?

Florian Dormagen: Ein Highlight habe ich schon hinter mir: das Länderfinale in Hamburg. Außerdem werde ich in diesem Jahr noch Fortbildungen von Jugend präsentiert (Multiplikator*innentraining) und das BarCamp in Bielefeld besuchen und so auch für meinen eigenen Unterricht neues Wissen und Inspiration im Austausch bekommen. Und dann steht Ende September das Bundesfinale in Berlin an – besser geht’s ja kaum.

Last but noch least: Haben Sie noch einen Master-Tipp für alle Schüler*innen, die gerade an ihrer Präsentation feilen?

Florian Dormagen: Ich glaube, dass es im Arbeitsprozess immer wieder Momente gibt, in denen das Gefühl aufkommt, dass alles bisher Geleistete nicht gut und genügend ist.

Dann ist der Moment gekommen, tatsächlich einmal alles hinzuwerfen, um sich zu fragen: Was soll das Ganze? Und mit der Antwort auf diese Frage und dem entstandenen Abstand zum eigenen Projekt kommt die eigene Motivation und Freude daran wieder zurück. Dann fällt es auch nicht mehr schwer, das Hingeworfene wieder aufzunehmen und zu vollenden. Diese Sinnhaftigkeit und Freude am Projekt strahlt dann auch auf die Präsentation aus. Manchmal muss man eben einen Schritt zurücktreten, um vorwärtszukommen.

Anm. der Redaktion: Eine Übersicht aller Landeskoordinator*innen finden Sie unter folgendem Link auf unserer Website.