KI in Präsentationstrainings
Wie kann Künstliche Intelligenz sinnvoll in Präsentationstrainings eingesetzt werden? Diese Frage beschäftigt im Jugend präsentiert-Team unter anderem Dr. Fabian Ruth von der Forschungsstelle Präsentationskompetenz an der Universität Tübingen. Im Rahmen des Vertiefungstrainings am 18. Juni 2025 für Lehrkräfte - konzipiert von Ruben Burkard und ihm – wurde der Einsatz von KI in Präsentationstrainings aus praktischer und didaktischer Perspektive beleuchtet: Wie kann KI zur Vorbereitung genutzt werden? Wie kann mit KI die Präsentationskompetenz gefördert werden? Was gehört eigentlich zur KI-Kompetenz im Präsentationskontext? Im folgenden Beitrag berichtet Dr. Fabian Ruth welche Chancen und Herausforderungen bei den Trainings sichtbar wurden.
KI im Unterricht: Ein Thema mit steigender Relevanz
Mehr als 94 Prozent der Lehrkräfte, die am ersten Durchgang des neuen Vertiefungstrainings von Jugend präsentiert teilgenommen haben, gaben an: Ja, wir thematisieren oder setzen KI im Unterricht ein. Doch wie wird KI im Kontext der Präsentation eingesetzt? Wie kann man KI zur Schulung von Präsentationskompetenz nutzen? Zu diesen Anliegen der Lehrkräfte gab das Vertiefungstraining Antworten. Seit 2023 beschäftigt sich Jugend präsentiert mit diesen Fragen – sowohl im Wettbewerb mit KI-spezifischen Regeln als auch in den Präsentationsakademien, wo Schüler*innen unter anderem den kompetenten Umgang mit KI erproben. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sowie aktuelle KI-Forschungsbefunde sind in das neue Lehrkräftetraining „KI-Methoden für Präsentationstrainings“ eingeflossen.
Zwischen Effizienz und kritischer Auseinandersetzung: Chancen und Herausforderungen im Klassenzimmer
Im Training zeigen wir, wie sich generative KI dosiert und gezielt in bestehende Übungen integrieren lässt. Ein Beispiel: In der Übung „Geschichtenerzähler*in“ kann die KI zum Abschluss einen Gastauftritt bekommen und zeigen, wie sie einen Fachtext für eine bestimmte Zielgruppe erklären würde. Eine rhetorisch-kritische Reflexion in der Klasse kann ergänzende Ideen zur Adressat*innenorientierung ableiten oder unangemessene Strategien identifizieren. Die Idee, KI-generierte Inhalte für eine rhetorisch-kritische Auseinandersetzung zu nutzen, ist eine schnelle und einfache Möglichkeit zur Integration in den Unterricht. Dieser Ansatz ist für viele Präsentationsbereiche anwendbar, beispielsweise für den Medieneinsatz mit www.slidesgpt.com, wie der Zeitschriftenbeitrag von Ruth (2024)* zeigt. Neuere Ansätze, wie KI als Gamification-Hilfe oder das Format von Mitmach-Prompts, bei dem Lernende eigene Gedanken in einen vorstrukturierten Prompt eintragen und mit diesem individuellen KI-Impuls konstruktiv weiterarbeiten, werden im Training ausprobiert und reflektiert.
Künstliche Intelligenz stellt viele Lehrkräfte vor neue Herausforderungen und Probleme im Präsentationskontext. Das zeigte sich in der Rückmeldung der Lehrkräfte: Viele Schüler*innen übernehmen die ersten KI-Antworten ungeprüft; einige geben generierte Inhalte als ihre eigenen aus. Damit Schüler*innen zu einem kompetenten Umgang mit KI im Präsentationskontext ausgebildet werden, entwickelten wir ein aus der KI-Forschung abgeleitetes Rahmenmodell. Dieses verknüpft KI-Kompetenz (AI Literacy) mit Präsentationskompetenz und Fachwissen. Es betont: Grundkenntnisse über Sprachmodelle (z. B. Funktionsweise, Verzerrungen, Kenntnisse im Prompting), einen ethischen Umgang mit KI (z. B. Kennzeichnungspflicht, Datenschutz) und vor allem eine rhetorisch-kritische Anwendung und Beurteilung von KI.
Ko-Konstruktion statt Auslagerung: Der Ansatz von Jugend präsentiert
Im Training kamen wichtige Fragen auf. Eine Lehrkraft fragte beispielsweise: “Wie viel Anteil darf die KI-Nutzung an der Gesamtleistung ausmachen, damit es noch die eigene Leistung sein kann?”. Eine andere Lehrkraft stellte den Gedanken in den Raum, dass Schüler*innen Fähigkeiten durch den Einsatz von KI verlieren oder gar nicht erst ausbilden. Diese Fragen helfen zur Weiterentwicklung der Trainings. Sie bilden zugleich Auftrag und Impulse für Forschungsarbeiten. Erste Forschungssynthesen haben sich bereits mit diesen Themen fächerübergreifend auseinandergesetzt (vgl. Scheiter et al., 2025, siehe dort „Lernerfolg: Gibt es Risiken?“). Ein Ansatz von Jugend präsentiert im Umgang mit KI lautet: Ko-Konstruktion. Ziel ist nicht die Auslagerung des Denkens, sondern ein ko-konstruktives Zusammenspiel mit der KI. Dazu benötigt es denkende und gezielt steuernde Schüler*innen.
Fazit: Reflektierter KI-Einsatz im Unterricht
Das Vertiefungstraining für Lehrkräfte der Sekundarstufen I und II hat gezeigt, dass KI in der Präsentationsvorbereitung vielfältig und gewinnbringend eingesetzt werden kann – sowohl zur Förderung rhetorischer Kompetenzen als auch zur kritischen Reflexion über automatisierte Inhalte. Unser Ziel bei Jugend präsentiert ist es, Lehrkräften aufzuzeigen, wie KI-Tools kreativ und verantwortungsvoll in die Präsentationsvorbereitung integriert werden können. Dabei stehen nicht nur technische Anwendungen im Vordergrund, sondern vor allem der reflektierte, ethisch fundierte Umgang mit KI, etwa durch die Bewertung generierter Inhalte. Gleichzeitig wurde in Gesprächen und im Training deutlich, dass der Einsatz von KI neue Herausforderungen mit sich bringt, etwa in Bezug auf Eigenleistung, Kompetenzerwerb und Autor*innenschaft, die kritisch diskutiert und weiter erforscht werden müssen.
Literaturverweise:
Ruth, F. (2024). Analysieren, anpassen, ausprobieren! Schüler:innen zu einem unterstützenden Medieneinsatz in MINT-Präsentationen mittels KI-Tools anregen. König, A. & Mosbach, J. (Eds.) (2024). Praxisratgeber Künstliche Intelligenz als Unterrichtsassistent: Wie KI-Tools das Lehrerleben erleichtern. Hannover: Friedrich Verlag, S. 28-30.
Scheiter, K., Bauer, E., Omarchevska, Y., Schumacher, C., Sailer, M. (2025). Künstliche Intelligenz in der Schule - Handreichung zum Stand in Wissenschaft und Praxis. Hrsg. im Rahmen des BMBF KI-Begleitprozesses im Rahmenprogramm empirische Bildungsforschung.
Autor-Erklärung:
Bei der Erstellung dieses Artikels benutzte der Autor KI-Werkzeuge (die ChatGPT Basisversion via OpenAI und GPT-4o mini via www.duck.ai) für Stilistik, Feedback zur Textverständlichkeit und Formulierungsoptionen. Nach der Nutzung dieser KI-Tools hat der Autor den Inhalt überprüft und bearbeitet und übernimmt die volle Verantwortung für den Inhalt der Veröffentlichung (in Anlehnung an Vorgaben für wissenschaftliches Schreiben, Aufruf: 03.08.2025).
*Anm. d. Red.: Bei Fragen zur Bereitstellung der Literatur können Sie sich gerne an Fabian Ruth wenden.