Von der Bedeutung, Wissen zu teilen

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Was macht man eigentlich vor einem Vortrag oder einer Präsentation? Nun, ich verstecke mich meistens an einem ruhigen Ort, vor einem Vortrag ist es nämlich wichtig, sich zu konzentrieren. Das ist aber gar nicht so einfach, wenn viele Leute mit einem sprechen wollen, das ist zwar immer nett gemeint, sorgt vor einer wichtigen Präsentation aber für viel unnötige Hektik. Nach dem Vortag rede ich dafür dann gern mit den Leuten, denn dann ist alles entspannt.

So habe ich mich am letzten Donnerstag in das Stuhllager des Tübinger Kupferbaus zurückgezogen, um mich vor einem Vortrag zum Abschluss der Jubiläums-Vortragsreihe "Lebendige Rhetorik" zur Feier des 50-jährigen Jubiläums der Tübinger Rhetorik noch einmal zu sammeln. Eigentlich gibt es Rhetorik in Tübingen zwar schon über 500 Jahre: 1492 gab es den ersten Rhetorik-Lehrstuhl hier, aber das Institut in seiner jetzigen Form wird in diesem Jahr 50. Für meinen Vortrag habe ich mir am Donnerstag das Thema Rhetorik und Populismus vorgenommen, grenzwertige Rhetorik sozusagen.

Die Mechanismen der Populisten sind weltweit ähnlich, egal auch ob diese politisch rechts oder links stehen: Man erzeugt ein Klima der Angst und Bedrohung, verspricht einfache Lösungen und übertreibt maßlos. Im Rechtspopulismus wird zudem meist ein Gegensatz zwischen den ehrlichen einfachen Leuten und der Elite erzeugt. Dabei ist der Populist meist selbst Vertreter einer Elite, wenn man etwa an Trump denkt oder auch die AfD, die als Professorenpartei gegründet wurde und nun etwa in Gauland einen Vertreter der Verwaltungselite als öffentliches Gesicht installiert.

Mit Präsentation und Wissen hat Populismus übrigens mehr zu tun als man denken mag. Wenn alternative Fakten und die Rede von postfaktischen Zeiten Karriere machen, dann ist das nämlich auch ein Ausdruck dafür, dass es der Wissenschaft nicht gelingt, ihre Ergebnisse und Erkenntnis verständlich darzustellen und so zu präsentieren, dass die Menschen die Relevanz wissenschaftlicher Ergebnisse erkennen. Politik sollte ja eigentlich bemüht sein, Politik auf der Grundlage vernünftiger Überlegung und gut geprüfter Fakten zu machen Inzwischen sehen wir in vielen Staaten aber einen erschreckenden Siegeszug eines eher deklarativen Politikstils, indem ein Präsident oder Regierungschef erklärt, was der Fall ist, sich Begründungen und Nachweise spart.

Bei Jugend präsentiert arbeiten wir solchen Tendenzen entgegen, versuchen Schülerinnen und Schüler darauf vorzubereiten, komplexe Sachverhalte zu erklären und zugänglich zu machen. Auch die Motivation der Zuhörer und die Relevanz von Erkenntnissen sind ja wichtige Aspekte einer Präsentation bei Jugend präsentiert. Wissenschaft geht uns etwas an und kann unsere Zukunft ändern, deshalb ist es so wichtig, Wissen zu teilen. So zeigen Populismus und Wissenschaftsfeindlichkeit, wie wichtig unser Projekt ist – und das motiviert uns weiterzumachen mit Jugend präsentiert.

Bilder: © Jugend präsentiert

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Prof. Dr. Olaf Kramer

Leitung Forschungsstelle // Universität Tübingen