Interview mit Landeskoordinator Falko Stolp: Präsentationskompetenz im Schulalltag

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Gerhard Kopatz für Jugend präsentiert

Im Rahmen des Jugend präsentiert Kids Lab Day vom 9. bis 11. November 2024 in Berlin haben wir mit Falko Stolp, ehrenamtlicher Landeskoordinator für Jugend präsentiert in Thüringen, gesprochen. Im Interview teilt er seine Erfahrungen zur Etablierung von Präsentationskompetenz im Schulalltag, erzählt zu seiner Arbeit in der Thüringer Bildungspolitik und zu den besonderen Herausforderungen in der Konzeption von Grundschulmaterialien.

Einstieg in die Präsentationskompetenz an Gemeinschaftsschulen

Du engagierst dich seit Jahren im Bereich der Schulentwicklung. Kannst du uns etwas über deine aktuelle Aufgabe als Landeskoordinator erzählen?

Falko Stolp: Gerne! In meiner Rolle als Landeskoordinator bin ich verantwortlich für die Förderung der Präsentationskompetenz an Schulen, insbesondere in Thüringen. Eine Besonderheit sind die Gemeinschaftsschulen, die Schüler*innen von der ersten bis zur zehnten oder sogar zwölften Klasse gemeinsam unterrichten. Als ehemaliger Schulleiter einer Gemeinschaftsschule habe ich viel Erfahrung darin gesammelt, Präsentationskompetenz über mehrere Jahrgangsstufen hinweg zu fördern. Besonders an Gemeinschaftsschulen ist es möglich, diese Fähigkeiten kontinuierlich von Anfang an zu entwickeln, was an Sekundarschulen oft schwieriger ist, da die Schüler*innen von verschiedenen Schulen kommen, unterschiedliche Vorkenntnisse mitbringen und oftmals keine oder wenig Erfahrung im Präsentieren haben.

Präsentationskompetenz: Herausforderung und Umsetzung in Thüringen

Was ist dein Ziel, wenn es um Präsentationskompetenz geht?

Falko Stolp: Mein Wunsch ist es, dass Präsentationskompetenz in den Schulen stärker gefördert wird. Diese Fähigkeit wird oft unterschätzt oder nur oberflächlich behandelt. Viele denken, Präsentieren sei leicht, aber in der Praxis zeigt sich, dass es oft nicht richtig umgesetzt wird. Deshalb versuche ich, den Schulwettbewerb von Jugend präsentiert in Thüringen bekannter zu machen, da hier der Einstieg für Lehrkräfte niederschwelliger ist. Dabei geht es mir aber nicht nur um den Wettbewerb, sondern auch darum, das Thema als festes Schulkonzept im Kollegium zu etablieren.

Gleichzeitig stoße ich oft auf die Herausforderung, Neuerungen in Schulen zu verankern. Viele Kolleg*innen sagen: „Dafür haben wir keine Zeit.“ Oder es gibt Widerstände, weil Veränderungen immer mit zusätzlicher Arbeit verbunden werden. Jetzt, da das neue Schuljahr begonnen hat, ist es weiterhin mein Ziel, mehr Schulen in Thüringen für die Multiplikator*innentrainings und den Schulwettbewerb zu gewinnen.

Schulleitungen als Schlüssel zur Veränderung

Wie gelingt es dir, Schulen für Jugend präsentiert zu begeistern?

Falko Stolp: Das Problem ist oft, die Schulleitungen zu erreichen. Sie spielen eine entscheidende Rolle. Selbst wenn ich mit Schulämtern zusammenarbeite, ist es schwierig, Schulleiter*innen zu erreichen und sie für eine Veränderung zu begeistern. Besonders in Thüringen ist die Lage derzeit kompliziert. Ich hatte zwar Kontakt zum Bildungsministerium hergestellt und Jugend präsentiert wurde in den Arbeitsplan aufgenommen, aber durch die Landtagswahlen wird es wahrscheinlich eine*n neue*n Bildungsminister*in geben. Das bedeutet, ich muss von vorne anfangen, Kontakte knüpfen und Überzeugungsarbeit leisten.

Es ist mühsam, Neuerungen im Schulsystem zu etablieren, besonders ehrenamtlich. Aber es ist auch interessant, weil ich oft erlebe, dass Lehrkräfte offen für das Thema sind. In meiner Funktion als Mitglied eines Schulfördervereins habe ich beispielsweise Zugang zu einer Schule bekommen und konnte das Thema Präsentationskompetenz im Kollegium etablieren. So kann man schnell Ergebnisse erzielen und Lehrkräfte von den Vorteilen überzeugen.

Heterogenität in Schulen: Eine Herausforderung für Arbeitsmaterialien

Was erhoffst du dir von Veranstaltungen wie dem Jugend präsentiert Kids Lab Day?

Falko Stolp: Das Spannende an diesen Treffen ist, dass Kolleg*innen aus verschiedenen Bundesländern zusammenkommen und man gemeinsam über die Probleme sprechen kann. Zum Beispiel gibt es in Berlin Grundschulen bis zur sechsten Klasse, in anderen Bundesländern nur bis zur vierten. Das zeigt, wie unterschiedlich die Voraussetzungen sind und was berücksichtigt werden muss – und genau das machen wir beim Jugend präsentiert Kids Lab Day. Wir versuchen die verschiedenen Ausgangsniveaus der Schüler*innen bei der Bereitstellung der Arbeitsmaterialien zu beachten. Gerade bei den Grundschulmaterialien muss man darauf achten, dass die Materialien für alle Kinder praktikabel sind, indem man praxisbezogen arbeitet und auf Anschaulichkeit achtet.

Vielen Dank für das Gespräch!